Kennen Sie das? Sie fühlen sich irgendwie schlapp. Nicht so richtig krank, aber auch nicht wirklich fit. Kraft und Konzentration fehlen, dabei ernähren Sie sich einigermaßen gesund, sorgen für genug Bewegung und kleine Pausen im Alltag. Der letzte Check-up beim Hausarzt war in Ordnung und psychisch würden Sie sich ebenfalls als stabil bezeichnen. Dennoch scheint es, als fehle Ihrem Körper etwas. Was könnte man sich da noch Gutes tun? Häufig ist dann der Griff zu verschiedensten Nahrungsergänzungsmitteln nicht weit.
Ein paar Vitamine können schließlich nicht schaden. Oder?
Die Antwort auf diese Frage ist ein großes Vielleicht. Zahlreiche Prozesse in unserem Körper – beispielsweise unsere Immunabwehr – sind von einer guten Versorgung mit Makronährstoffen (vor allem Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate) sowie Mikronährstoffen abhängig. Bei den Mikronährstoffen handelt es sich um Vitamine, Spuren- und Mengenelemente, Amino- und Fettsäuren (die kleinsten Bausteine von Eiweißen und Fetten) sowie sekundäre Pflanzenstoffe (Substanzen, die Geschmack, Duft oder Farbe einer Pflanze bestimmen oder sie vor Fraßfeinden schützen).
Eine vollwertige Ernährung sollte uns mit allem versorgen, was unser Körper braucht.
Eigentlich. Ob unsere Nahrung heute noch so gehaltvoll ist wie zu Zeiten unserer Großeltern ist eine Frage, die nicht pauschal mit Ja oder Nein beantwortet werden kann. Entsprechend weit auseinander gehen die Meinungen. Der Nährstoffgehalt eines Lebensmittels ist stark abhängig von seiner Herkunft und den Bedingungen, unter denen es angebaut, gehalten oder produziert wurde. Für die meisten Lebensmittel darf man jedoch festhalten: je ursprünglicher, natürlicher und unverarbeiteter, umso besser. Ein weiterer Faktor, warum sich eine Unterversorgung einstellen kann, sind wir selbst und unser individueller Bedarf. Dieser ist etwa abhängig von:
- Lebensalter
- eventuellen Grunderkrankungen
- möglichen Aufnahme- oder Verwertungsstörungen
- besonderen Lebenssituationen (z. B. Stress)
- körperlicher Belastung (z. B. durch intensiven Sport oder körperlich anstrengende Arbeit)
- bestimmten Ernährungsformen (z. B. vegane oder vegetarische Ernährung)
Eine unzureichende Versorgung kann sich auf vielerlei Wegen äußern, je nachdem, welche Substanz sich im Mangel befindet und wie es um die sonstige körperliche Verfassung bestellt ist. Einige Beispiele sind:
- Infektanfälligkeit
- Verstopfung
- Hautprobleme wie Akne oder Hauttrockenheit
- Haarausfall
- Müdigkeit und Konzentrationsstörungen
- eingeschränkte Leistungsfähigkeit
- Neigung zu Krämpfen
- Empfindungsstörungen, z. B. Kribbeln in den Händen
- depressive Verstimmung
Kann hinter Ihrem Unwohlsein also ein unerkannter Mangel stecken? Das ist in der Tat möglich, sofern sonst bislang keine anderen Ursachen gefunden wurden. Allerdings rate ich von einer Medikation auf eigene Faust dringend ab. Im harmloseren Fall haben Sie unnötig Geld für etwas ausgegeben, das Ihr Körper gar nicht brauchte oder nicht aufnehmen konnte und daher einfach wieder losgeworden ist. Es ist aber auch durchaus möglich, sich mit der falschen Zufuhr von Mikronährstoffen Schaden zuzufügen, beispielsweise durch eine zu lange Substitution zu hoher Dosen. Nicht in jedem Fall wird der „Überschuss“ einfach wieder ausgeschieden. Manche Stoffe – fettlösliche Vitamine, einige Mineralien und anderes – können sich im Körper in schädigender Konzentration anreichern.