Neben unklaren Bauchbeschwerden sind chronische Müdigkeit und Erschöpfung ein immer häufigerer Besuchsgrund in meiner Praxis. Oft wurden die Patientinnen und Patienten ärztlicherseits schon gründlich durchgecheckt (wichtig!), die Untersuchungen haben nichts ergeben, die Blutwerte sind (scheinbar) in Ordnung, der Alltag anstrengend, aber auch nicht übermäßig. Und dennoch ist spätestens am Nachmittag der Akku komplett leer. Nichts geht mehr. Woher kommt das nur? Früher ging es doch auch …
In diesem Beitrag möchte ich ein paar Hintergründe beleuchten, warum Erschöpfung nicht immer nur mit Stress, Psyche oder Schlafmangel zu tun hat, sondern oft tief im Körper beginnt. Ständige Müdigkeit ist nicht zwangsläufig ein Zeichen von schlechter Lebensführung. Sie ist ein Symptom, ein Signal, das es verdient, ernst genommen zu werden.
Was also kann alles dahinterstecken? Eines sei vorweg gesagt: die Ursachen sind so vielfältig, dass sie in einem einzelnen Blogbeitrag kaum abzudecken sind. Lassen Sie uns einige Schlaglichter auf häufige Mitspieler werfen:
Der Energiestoffwechsel
Unser Körper gewinnt Energie auf Zellebene. Vielleicht haben Sie schon von den sogenannten Mitochondrien gehört, oft auch „Kraftwerke der Zellen“ genannt, da dort unsere Energie produziert wird. Und tatsächlich geht es dort ganz schön zur Sache – sofern denn alles in Ordnung ist. Wenn aber ein Ungleichgewicht entsteht, z. B. durch Infekte, Entzündungen, Toxinbelastung, Nährstoffmängel, aber eben auch langanhaltenden Stress, kann es zur Schädigung der Mitochondrien kommen.
Die gute Nachricht: die Funktion der Mitochondrien lässt sich diagnostisch erfassen und therapeutisch gezielt unterstützen. Vorausgesetzt, man schaut genau hin.
Das Zusammenspiel mit dem Darm
Das Bewusstsein dafür, wie wichtig ein gesunder Darm für den gesamten Organismus ist, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dennoch wird ausgerechnet der Darm bei chronischer Müdigkeit und Erschöpfung oft noch übersehen. Dabei spielt er auch hier eine wichtige Rolle.
Im Darm sitzt nicht nur eine Vielzahl an Mikroorganismen (unser intestinales Mikrobiom), sondern auch rund 70-80 % unseres Immunsystems. Und beide stehen in enger Beziehung zueinander. Gerät das Gleichgewicht an irgendeiner Stelle aus dem Lot – etwa nach Antibiotika, Magen-Darm-Infekten, bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten und anderen Störungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes – wirkt sich das auf den gesamten Körper aus.
Chronische Müdigkeit kann beispielsweise Ausdruck einer stillen Entzündung im Darm sein – die wiederum den Energiestoffwechsel, das Immunsystem und sogar die Stimmung beeinflussen kann. Viele Betroffene klagen zusätzlich über unklare Verdauungsprobleme, Unverträglichkeiten, Infektanfälligkeit oder Hautbeschwerden – Symptome, die scheinbar nicht zusammengehören, aber eine gemeinsame Wurzel haben.
Ein gezielter Blick auf das Mikrobiom und weitere darmspezifische Labormarker kann Hinweise auf mögliche Zusammenhänge geben – vor allem, wenn die Ergebnisse im klinischen Kontext richtig eingeordnet werden.
Cortisol und chronischer Stress
Ja, ganz kommen wir um das Thema Stress nicht herum. Jedoch nicht (wie so oft) als Totschlagargument, sondern als etwas, das den Körper tiefgreifend beeinflusst. „Das ist nur der Stress. Entspannen Sie sich mal …“ haben Betroffene meist oft genug gehört und wissen auch, dass das nicht viel bringt.
Warum? Weil ein Körper unter Dauerbelastung oft gar nicht mehr loslassen kann. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Stresshormon Cortisol. Wird es über lange Zeit dauerhaft ausgeschüttet – und hier zählt jede Art von Stress, ganz gleich ob psychisch oder körperlich (z. B. stille Infekte oder chronische Reizbelastung) -, bleiben Körper und Geist in Alarmbereitschaft. Regenerationsprozesse werden blockiert, der Schlaf gestört, der Stoffwechsel ausgebremst.
Ein Leben in dauerhaftem Alarmzustand ist auslaugend, keine Frage. Es kann sein, dass sich hier schon die ersten Symptome zeigen. Mitunter merkt man es an diesem Punkt aber auch noch nicht. Unser Körper ist ein Meister der Kompensation und hält lange durch – bis er nicht mehr kann.
Viele Betroffene fühlen sich dann wie „ausgebrannt“, berichten von nicht mehr erholsamen Schlaf und von Überreizung (z. B. optische oder akustische Reize). Manchmal ist auch das Hunger-Sättigungs-Gefühl gestört, die Libido verändert, das Herz klopft „einfach so“.
Die Symptome klingen erst einmal nach einer klassischen psychischen Belastung – und es ist wichtig, auch diese Seite immer mitzubetrachten, zumal weder Psyche noch Körper getrennt voneinander agieren. Ich möchte allerdings aufzeigen, dass es ebenso wichtig ist, auf den Körper zu schauen. Und da bietet die moderne Labordiagnostik eine ganze Bandbreite an hilfreichen Werkzeugen.
Hormonelle Dysbalancen: Wenn die innere Ordnung ins Wanken gerät
Als wäre das alles noch nicht genug, können auch noch die Sexualhormone mit ins Spiel kommen. Und wer schon einmal an PMS oder Wechseljahresbeschwerden gelitten hat, weiß, welche tiefgreifenden Auswirkungen die haben können.
Ein häufig übersehener Faktor im Zusammenhang mit chronischer Erschöpfung ist der Progesteronmangel, der sowohl in der zweiten Zyklushälfte als auch im Übergang zu den Wechseljahren auftreten kann. Progesteron wirkt beruhigend, schlaffördernd und stabilisierend – fehlt es, kommt es häufiger zu Schlafstörungen, innerer Unruhe, Reizbarkeit oder Erschöpfung, die sich auch durch Ruhephasen nicht bessert.
In den Wechseljahren können sich diese Effekte in verstärkter Form zeigen: Während die Östrogenspiegel allmählich schwanken oder sinken, fehlt Progesteron meist schon deutlich früher. Auch die Schilddrüse kann in dieser Phase empfindlich reagieren – eine trägere Schilddrüsenfunktion bleibt oft lange unbemerkt, trägt aber erheblich zur allgemeinen Energielosigkeit bei.
Solche hormonellen Verschiebungen sind messbar und lassen sich regulierend begleiten. Wichtig ist, dass sie ernst genommen werden: nicht als „normale“ Alterserscheinung, sondern als mögliche Ursache realer körperlicher Beschwerden.
Das Immunsystem: Wenn Abwehr und Regulation aus dem Takt geraten
Hier und da kam das Immunsystem bereits zur Sprache, doch es ist wichtig genug, um noch einmal einen gesonderten Blick darauf zu werfen. Eine überforderte oder fehlgeleitete Immunantwort kann ebenfalls zur Erschöpfung beitragen – sei es durch Allergien, stille Entzündungen, Autoimmunprozesse oder persistierende Erreger wie Epstein-Barr-Virus (EBV), Borrelien oder SARS-CoV-2. Nach einer Infektion „nicht mehr auf die Beine zu kommen“, ist kein Einzelfall.
Gerade postinfektiöse Zustände wie Long Covid oder Reaktivierungen chronischer Erreger führen zu einem anhaltend hohen Energieverbrauch des Immunsystems, denn der Körper kämpft – auch wenn es äußerlich kaum sichtbar ist.
Ein gezielter Blick auf Immunmarker, Entzündungswerte oder virale Belastung kann hier Klarheit bringen – nicht nur als wichtige Grundlage für therapeutische Schritte, sondern auch um zu zeigen, dass die Symptome eben doch nicht nur Einbildung sind.
Weitere körperliche Ursachen: Der Blick auf das große Ganze
Neben Mitochondrien, Hormonen und Darm können auch andere Organsysteme an chronischer Erschöpfung beteiligt sein.
Der Klassiker ist eine zu niedrige Schilddrüsenaktivität (Hypothyreose), die letztlich den gesamten Stoffwechsel verlangsamt – mit Symptomen wie Frieren, Gewichtszunahme, depressiver Verstimmung und anhaltender Müdigkeit. Auch eine latente Anämie (Blutarmut), etwa durch Eisen-, Vitamin-B12- oder Folsäuremangel, kann trotz unauffälliger Laborwerte spürbare Leistungseinbußen verursachen – besonders bei Frauen.
Die Leber wiederum ist als zentrales Stoffwechselorgan mitverantwortlich für die Entgiftung, Hormonregulation und Blutzuckerstabilität. Wird sie dauerhaft belastet – etwa durch Medikamente, Toxine (z. B. aus dem Darm) oder Entzündungsprozesse –, zeigt sich das nicht immer in klassischen Leberwerten, aber häufig im Erschöpfungserleben.
Auch Infektneigung, hormonelle Unruhe, Schlafprobleme oder Konzentrationsstörungen können hier ihre Wurzel haben. Oft zeigt sich erst im Zusammenspiel von Anamnese und Befunden, was dem Körper Energie raubt – und wo man gezielt ansetzen kann.
Und die Psyche?
Psychische Belastungen wie Angst, Überforderung oder depressive Episoden können Erschöpfung verstärken – und natürlich ebenso auslösen. In meiner Praxis steht die körperliche Ebene im Vordergrund, doch selbstverständlich gehört die seelische Verfassung immer mit ins Bild. Viele chronisch erschöpfte Menschen erleben im Lauf der Zeit auch eine emotionale Erschöpfung als Folge ihrer körperlichen Einschränkungen – ein komplexes Zusammenspiel, das Mitgefühl und Geduld braucht.
Auch Gefühle von Hilflosigkeit („Ich weiß nicht, was ich noch tun soll!“), sozialer Isolation („Ich würde so gern wieder am Leben teilhaben.“) oder medizinischer Frustration („Keiner nimmt mich ernst!“) hinterlassen Spuren. Deshalb lohnt es sich, Erschöpfung ganzheitlich, aber auch mit klarem Blick für körperliche Ursachen zu betrachten.
Es lohnt sich hinzusehen – und dann einen Schritt nach dem anderen zu tun
Dauerhafte Erschöpfung ist nicht einfach nur ein Symptom – sie ist oft Ausdruck tiefer körperlicher Prozesse, die man ernst nehmen sollte. Mithilfe gezielter, funktioneller Labordiagnostik lässt sich nach den möglichen Ursachen suchen. Und wie wir gesehen haben, können diese durchaus vielfältig sein. Daher ist es umso wichtiger, dass diese Suche von Anfang an professionell begleitet wird – ein systematisches Vorgehen erspart oft unnötige Kosten und Frust.
Gerade bei komplexen Beschwerden wie chronischer Erschöpfung ist es entscheidend, auch therapeutisch behutsam vorzugehen. Werden zu viele Veränderungen auf einmal angestoßen, kann dies überfordern. Daher sind Akzeptanz und Geduld mit sich selbst wichtige Bausteine. Es gilt, kleine Fortschritte zu würdigen und Mut zu fassen, Schritt für Schritt den eigenen Weg aus der Erschöpfung zu gehen.
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